Stelle ich mich als Historiker vor, werde ich manchmal gefragt:
Was tut man da eigentlich, wenn man nicht Dozent oder Lehrer ist? Und dann sage ich:
Lektorieren, vor allem historische und politische Sach- und Fachbücher. Selber
schreiben, zu lokal- und regionalgeschichtlichen Themen. Und reden,
bei Stadt- und Ausstellungsführungen in Konstanz, wo ich lebe, oder Vorträgen und Kulturexkursionen im
westlichen Bodenseeraum.
Mein Studium (Geschichte, Deutsch, Philosophie) und ein Verlagsvolontariat
(C.H.Beck) sind eine gute Grundlage dafür.
Mich fasziniert, wie sich in den »kleinen« Geschichten vor Ort die »große« Geschichte widerspiegelt
und umgekehrt. Es gibt solche Verknüpfungen überall. Sie zu finden macht mir Freude.
Historische Sachbücher, politische Biografien, Doktorarbeiten und Habilschriften,
kulturwissenschaftliche Sammelbände und Ausstellungskataloge – ich habe zahlreiche Manuskripte
lektoriert, für Verlage und private Auftraggeber. Als meine Aufgabe sehe ich nicht das bloße Korrektorat
oder die Beseitigung stilistischer Stolperfallen, sondern auch die inhaltliche Auseinandersetzung.
Ich bin bereit, scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen, argumentative Unstimmigkeiten aufzudecken
und schließlich eine konstruktive Lösung vorzuschlagen. Je nach Umfang und Herausforderung einige
ich mich mit meinen Auftraggebern auf ein Pauschal- oder Seitenhonorar.
Konstanz ist eine alte Stadt und es liegt direkt an der Grenze zur Schweiz. Wiederholt beschäftigt habe ich mich mit dieser besonderen Lage und mit der Konstanzer Theatergeschichte, die ebenfalls außergewöhnlich ist: Nirgendwo sonst wird so lange im selben Gebäude Theater gespielt wie hier. Für die mit Konstanz zusammengewachsene Schweizer Stadt Kreuzlingen erzähle ich mit Texten und Bildern auf Stelen bzw. Tafeln an den Grenzübergängen von der Entstehung und Entwicklung der Grenze seit dem Spätmittelalter und persönlichen Schicksalen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Aus meinen Recherchen im Auftrag des Theaters Konstanz sind drei Ausstellungen und zwei Publikationen entstanden. Für den Deutschen Mieterbund Bodensee habe ich seine Geschichte zum hundertjährigen Bestehen aufgearbeitet.
Welche Geschichte recherchiere und schreibe ich für Sie?
Ci|ce|ro|ne
Das Wort »Fremdenführer« scheint mir etwas angestaubt, um meine Tätigkeit gut zu beschreiben. Viel besser gefällt mir »Cicerone«. Während der gedruckte Duden darin eine »scherzhafte« Bezeichnung sieht, versteht die Online-Ausgabe keinen Spaß: »[sehr viel redender] Fremdenführer« heißt es dort lapidar. Ich finde: Beredt muss er sein und sich auskennen auf seinem Gebiet. Außer Ausstellungsführungen im Konstanzer Rosgartenmuseum und Vorträge biete ich Stadtrundgänge und eine architekturgeschichtliche Führung zum Historismus und Jugendstil sowie Touren entlang der Schweizer Grenze im Stadtgebiet, durch das Tägermoos und durch den Konstanzer Stadtteil Paradies an. Darüber hinaus hat sich mein Radius in den letzten Jahren erweitert um den westlichen Bodenseeraum. Ich bin unterwegs auf dem Jakobsweg im Thurgau, folge den Spuren napoleonischer Exilanten am Untersee oder erkunde den unbekannten Linzgau hinter Überlingen, spaziere durch Stein am Rhein oder Frauenfeld.